Bäuer:innen fordern verantwortungsvollen Umgang mit öffentlichen Flächen

LandgrabbingMit Bannern, Traktoren, Schubkarren und Mistgabeln fordern Bäuerinnen und Bauern der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) am 25. November 2022 gleichzeitig in 35 Städten und Gemeinden eine transparente, faire und gemeinwohlorientierte Verpachtung von landwirtschaftlichen Flächen im Eigentum der öffentlichen Hand. Die dezentrale Trecker-Kundgebung ist diesjähriger Höhepunkt der Kampagne „Gemeinwohlverpachtung jetzt!“.

Erfurt ist im vergangenen Jahr beispielhaft voran gegangen. Deshalb übergeben wir bei unserer Hauptaktion einen Präsentkorb mit lokalen Köstlichkeiten an Oberbürgermeister Bausewein – eine offizielle Gratulation für die Erarbeitung gemeinwohlorientierter Verpachtungskriterien für die städtischen Flächen.

Wir laden Sie herzlich zu dieser Presseaktion in Erfurt ein:

Ort: Fischmarkt, Erfurt, vor dem Rathaus
Zeit: 11.00 Uhr
Redebeiträge: ANDREAS BAUSEWEIN, Oberbürgermeister der Stadt Erfurt - LAURA STRANZL, Junglandwirtin auf der Suche nach Land - ANNE NEUBER, Geschäftsführerin der AbL Mitteldeutschland

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite der AbL Mitteldeutschland.

 

INFORMATIONEN ZUR KAMPAGNE “GEMEINWOHLVERPACHTUNG JETZT!”

Mit der Kampagne fordern Bäuerinnen und Bauern gemeinwohlorientierte Verpachtung der kommunalen Flächen. Öffentliches Land sollte auch öffentlichen Interessen zu gute kommen und nicht nach Höchstpreis an den Meistbietenden vergeben werden. Durch das bisherige Vergabeverfahren werden systematisch kapitalintensive Holdings und Agrarinvestoren gestärkt. Aufgabe einer Kommune sollte es allerdings sein, die Landwirt:innen vor Ort zu unterstützen und die Flächen an Betriebe zu verpachten, welche innerhalb der Gemeinde einen besonderen Mehrwert im Sinne des Gemeinwohls erbringen.

 

HINTERGRUNDINFORMATIONEN ZUM BODENMARKT:

Die Pacht- und Verkaufspreise für landwirtschaftliche Flächen sind in den letzten Jahren enorm angestiegen. Lag der durchschnittliche Pachtpreis für einen Hektar Agrarland im Jahre 2007 noch bei 183 Euro, stieg dieser bis 2016 auf 288 Euro (Destatis). Pachtpreise sind daher so relevant für Bäuerinnen und Bauern, da sie deutschlandweit nur etwa 40% ihrer bewirtschafteten Fläche im Eigentum besitzen.

Der Anstieg der Kaufpreise für landwirtschaftliche Flächen in Deutschland gestaltete sich noch extremer. Kostete ein Hektar Agrarland im Jahr 2007 durchschnittlich 9.205 Euro, waren es 2017 bereits etwa 24.000 Euro (Zahlen des Statistischen Bundesamtes). Die gestiegenen Kauf- und Pachtpreise sind einer der Gründe, weshalb in Deutschland zwischen 2010 und 2020 über 35.000 landwirtschaftliche Betriebe aufgaben.

Dementsprechend nahm die Konzentration des Bodenbesitzes im selben Zeitraum zu. Das Thünen-Institut schätzt, dass 2017 etwa 14 % aller GmbHs und Genossenschaften Ostdeutschlands in Händen außerlandwirtschaftlicher Investoren lag – Tendenz steigend.

Es zeigt sich: Landgrabbing ist nicht nur ein Phänomen des Globalen Süden, es findet auch direkt vor unserer Haustüre in Deutschland statt. Während kapitalstarke (Groß-)Betriebe wachsen, die ihr Land in der Regel agrarindustriell bewirtschaften, fällt es bäuerlichen Betrieben zunehmend schwerer, an Land zu kommen bzw. ihr Land zu sichern. Gleichzeitig erschweren die steigenden Landpreise und der Druck auf dem Bodenmarkt Junglandwirt*innen – gerade ohne Erbland – den Zugang zu bewirtschaftbaren Flächen und die eigene Betriebsgründung. Der lang ersehnte Nachwuchs in der Landwirtschaft bleibt auch deshalb aus.

 

Die komplette Pressemitteilung können Sie hier als PDF herunterladen.


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