Neuer Bericht zeigt, warum traditionelle Züchtung bald unmöglich werden könnte
29. Juni 2022
Ein aktuell vom Europäischen Patentamt (EPA) erteiltes Patent zeigt: Das Patentamt lässt auch zufällige genetische Variationen, wie sie beispielsweise durch Sonnenlichtstrahlung ausgelöst werden, mittlerweile als technische Erfindungen gelten. Das Patent EP3560330 der Firma KWS betrifft Mais mit einer verbesserten Verdaulichkeit. Beansprucht werden die Pflanzen mit zufällig veränderten Genen und deren Ernte. Das erteilte Patent umfasst auch die Verwendung von natürlicherweise vorkommenden Genvarianten für die konventionelle Züchtung. Es handelt sich um einen Präzedenzfall: Es ist das erste Patent, für dessen Erteilung eine neue Regelung angewandt wurde, die Patente auf konventionell gezüchtete Pflanzen und Tiere verhindern soll. Trotz dieser neuen Regel 28(2) ist das erteilte Patent nicht auf den Bereich der Gentechnik begrenzt, sondern betrifft auch die konventionelle Züchtung.
„Durch die zunehmende rechtliche Unsicherheit über die Patentierung von Pflanzen und deren Genen entsteht eine ernsthafte Gefahr für die konventionelle Züchtung. Diese Patente können den Zugang zur biologischen Vielfalt blockieren, die von allen ZüchterInnen benötigt wird“, sagt Dagmar Urban von ARCHE NOAH. „Die derzeitige Praxis des EPA steht im Gegensatz zu den politischen Zielen der europäischen Regierungen, die die Regel beschlossen haben.”
Heute veröffentlicht „Keine Patente auf Saatgut!“ einen neuen Bericht und übergibt ihn offiziell dem EPA. Der Bericht gibt einen Überblick über jüngst beantragte und vom EPA erteilte Patente auf Pflanzen sowie über die aktuelle rechtliche Situation. Wie der Bericht zeigt, sind politische Entscheidungen notwendig, um die Freiheit der traditionellen ZüchterInnen zu bewahren. Diese ist eine Voraussetzung dafür, dass neue Pflanzensorten auf den Markt gelangen, die beispielsweise eine Anpassung an den Klimawandel ermöglichen. Der Bericht führt auch Beispiele an wie Patentanträge von Syngenta /ChemChina, in denen tausende von Genvarianten beansprucht werden, die benötigt werden um die Nahrungsmittelpflanzen resistenter gegen Krankheiten zu machen.
„Wir fordern, dass die Vertragsstaaten des EPA zu einer internationalen Konferenz zusammenkommen, um zu entscheiden, wie die bestehenden Verbote im Patentrecht auszulegen sind”, sagt Verena Schmitt vom Umweltinstitut München. „Unser Bündnis hat bereits mehr als 200.000 Unterschriften gesammelt, jetzt wenden wir uns an die europäischen Regierungen und an den Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann. Wenn die notwendigen politischen Entscheidungen nicht getroffen werden, ist das das Ende der Pflanzenzucht, so wie wir sie kennen.”
Der Bericht gibt einen Einblick in ein wachsendes Dickicht von Patenten, das für die meisten ZüchterInnen zu einem undurchdringlichen Hindernis wird. So werden genetische Anlagen, die eine Resistenz gegen ein neues Virus bei Tomaten betreffen, von einem halben Dutzend Konzernen wie Bayer und BASF gleichzeitig beansprucht.
„Das Ergebnis ist eine Überpatentierung, die den Zugang zu dem biologischen Material blockiert, das benötigt wird, um die erwünschten Tomatensorten zu züchten. Bisher konnten im Rahmen des Sortenschutzes alle konventionell gezüchteten Sorten frei genutzt werden, um neue und noch bessere Sorten auf den Markt zu bringen. Wenn die europäischen Regierungen jetzt nicht aktiv werden, wird diese Freiheit der ZüchterInnen in einem Patent-Dschungel erstickt“, warnt Johanna Eckhardt von "Keine Patente auf Saatgut!"
Mehr Informationen hier in der vollständigen Pressemitteilung!
... am Samstag 25.06. in München und am Sonntag 26.06. in Garmisch
Liebe AbL-Bäuerinnen und Bauern, liebe Freund:innen der bäuerlichen Landwirtschaft,
vom 26. – 28.06. treffen sich die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten im bayerischen Elmau. DIE ABL MOBILISIERT MIT VIELEN PARTNER:INNEN ZUR DEMO IN MÜNCHEN AM 25.06., DIE JUNGE ABL ZUR DEMO IN GARMISCH AM 26.06. FÜR BEIDE DEMOS SIND ALLE BÄUERINNEN UND BAUERN HERZLICH EINGELADEN, MIT DEM TRAKTOR ZU KOMMEN und gemeinsam ein Zeichen gegen die Politik der G7-Staaten zu setzen. Bei Interesse meldet euch bitte BALDMÖGLICHST bei:
für München bei der AbL Bayern: Andrea Eiter
Für Garmisch bei der jungen AbL: Valentin Friedl
GROSSDEMO AM SAMSTAG 25.6., AB 12 UHR, MÜNCHEN- THERESIENWIESE: KLIMAKRISE, ARTENSTERBEN, UNGLEICHHEIT: GERECHT GEHT ANDERS !
https://www.g7-demo.de/
DEMO AM SONNTAG, 26.6., AB 13 UHR, GARMISCH-BAHNHOFSPLATZ: GLOBALE GERECHTIGKEIT STATT G7 – KLIMA SCHÜTZEN STATT AUFRÜSTEN
https://www.stop-g7-elmau.info/AKTIONEN/
Demo, Camp, Sternmarsch zum Schloß und weitere Aktionen (z.B. Alternativgipfel am Fr 24.06. in München)
ABL-INFOSTAND: Wir möchten Präsenz zeigen mit unseren Bannern und Fahnen, außerdem können wir einen INFOSTAND MACHEN AUF DER THERESIENWIESE. WIR SUCHEN NOCH LEUTE, DIE MITHELFEN, BITTE MELDEN!
BITTE AUCH BEI DER MOBILISIERUNG UNTERSTÜTZEN: Wer mag, kann NOCH BIS FREITAG EIN KOSTENLOSES MOBI-PAKET MIT PLAKATEN, Flyern und Aufklebern bestellen oder gleich mehrere. Motiviert auch eure Freunde und Bekannte, Mobi-Pakete zu bestellen und das Material im Hofladen oder im Geschäft um die Ecke anzubringen.. GERNE DIE DEMOINFOS ÜBER EMAIL ODER SOCIAL MEDIA VERBREITEN
https://g7-demo.de/mobipaket-bestellen
FÜR DIE TRAKTOREN BRAUCHEN WIR AUCH NOCH ORDNER ZUR BEGLEITUNG – AUCH DAFÜR BITTE MELDEN !
Viele Grüße von
Andrea Elisabeth Eiter
Geschäftsführung AbL-Bayern
ABL-Pressemitteilung:
GROSSDEMONSTRATION ZUM G7-GIPFEL IN MÜNCHEN – KLIMAKRISE, ARTENSTERBEN, UNGLEICHHEIT: GERECHT GEHT ANDERS!
MEHR ALS 15 ZIVILGESELLSCHAFTLICHE ORGANISATIONEN RUFEN FÜR DEN 25. JUNI 2022 UNMITTELBAR VOR BEGINN DES G7-GIPFELS ZU EINER GROßDEMONSTRATION IN MÜNCHEN AUF. DAS BREITE BÜNDNIS FORDERT DIE STAATS- UND REGIERUNGSCHEF:INNEN DER G7-STAATEN AUF, KONSEQUENZEN AUS DEM RUSSISCHEN KRIEG GEGEN DIE UKRAINE ZU ZIEHEN UND DIE ABHÄNGIGKEIT VON ÖL, GAS UND KOHLE ZU BEENDEN. DIE G7-MITGLIEDER MÜSSEN ENDLICH ENTSCHLOSSEN GEGEN DIE KLIMAKRISE UND DAS ARTENSTERBEN HANDELN UND HUNGER, ARMUT UND UNGLEICHHEIT BEKÄMPFEN. DAS BÜNDNIS ERWARTET VIELE TAUSEND DEMONSTRIERENDE AUS DEM GESAMTEN BUNDESGEBIET UND ANDEREN TEILEN EUROPAS.
Die G7-Staaten tragen mit ihrem Handeln und Wirtschaften Verantwortung dafür, dass sich die Klimakatastrophe und ein gigantisches Artensterben dramatisch zuspitzen. Wir leben im letzten Jahrzehnt, in dem wir die schlimmsten Folgen dieser Katastrophen noch abwenden können. Deswegen müssen die G7-Staaten jetzt das Ruder rumreißen. Sie müssen jetzt aus den fossilen Energien Kohle, Öl und Gas aussteigen und die Zerstörung von Natur und Artenvielfalt beenden. Damit leisten sie gleichzeitig einen entscheidenden Schritt für den Frieden.
Die G7-Staaten müssen ihren Ressourcenhunger drastisch zügeln. Statt der Abhängigkeit von fossilen Importen braucht es einen möglichst dezentralen Ausbau der Erneuerbaren Energien. Zum Erhalt und der Wiederherstellung der Natur, sind die G7-Staaten in der Pflicht, sich für ein verbindliches Weltnaturabkommen einzusetzen. Die Belastungsgrenzen unseres Planeten sind weit überschritten und damit steigt die soziale Ungleichheit weltweit.
Armuts- und Hungerbekämpfung standen bei G7-Gipfeln häufig auf der Tagesordnung. Die Bilanz jedoch ist ernüchternd: Weltweit hungern 811 Millionen Menschen. Mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine steigen die Lebensmittelpreise weltweit an, worunter die Ärmsten am stärksten leiden und der Hunger in der Welt weiter zunimmt. Gleichzeitig landen noch immer Nahrungsmittel im Tank und werden als Futter eingesetzt, statt Menschen zu ernähren. Bäuer:innen weltweit brauchen faire Preise und einen gerechten Zugang zu Land und Saatgut, um mit gesunden und klimaschonenden Lebensmitteln Menschen satt zu machen. Hier müssen die Staats- und Regierungschef:innen umsteuern.
Die Corona-Pandemie hat erneut deutlich gemacht, wie ungleich globale Krisen Menschen treffen: Während mehr als 160 Millionen Menschen zusätzlich in Armut stürzten, verdoppelte sich das Vermögen der zehn reichsten Milliardär:innen. Die Staats- und Regierungschef:innen der G7-Staaten müssen Hunger, Armut und Ungleichheit entschieden bekämpfen und einen fairen Ausgleich für die Bevölkerung im Globalen Süden umsetzen.
Viele tausend Menschen aus Deutschland und Europa werden am Samstag, den 25. Juni, in München auf die Straße gehen und für eine klimafreundliche und gerechte Politik der G7-Staaten eintreten. Die Großdemonstration reiht sich ein in die vielfältigen Proteste rund um den G7-Gipfel im Schloss Elmau bei Garmisch-Partenkirchen. Dort empfängt die Bundesregierung vom 26. bis 28. Juni Staats- und Regierungschef:innen großer Industriestaaten zum G7-Gipfel.
TRÄGERKREIS Aktion gegen den Hunger, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Attac, Brot für die Welt, Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), Bund Naturschutz in Bayern (BN), Campact, Greenpeace, IG Nachbau, MISEREOR, Naturschutzbund Deutschland (NABU), NaturFreunde Deutschlands, Oxfam Deutschland, Welthungerhilfe und WWF Deutschland.
... Hofrundgang auf der Bannmühle in Odernheim
Erfreulich viele aktive AbL Mitglieder haben sich Anfang März zur Mitgliederversammlung der AbL Rheinlandpfalz/Saarland auf der Bannmühle im beschaulichen Örtchen Odernheim am Glan in der Südwestpfalz getroffen um das vergangene Jahr zu resümieren und neue Pläne für das kommende Jahr ins Auge zu fassen. Die Stimmung ist gelassen und heiter und der Austausch so intensiv, dass der Beginn der MV um viele Minuten verschoben wird. Das Treffen steht unter dem großen Thema Klimawandel und -schutz. Ralf Wey als Vorsitzender erläutert die Aktivitäten des Verbandes im vergangenen Jahr.
Gerhard Portz stellte kurz den „seed of hope“ Award als Ehrung für Georg Janßen vor und bedankt sich bei der AbL Rheinlandpfalz/Saarland für die großzügige finanzielle Unterstützung dafür. Beide, Portz und Janßen erhalten für ihr Engagement und langjährige Arbeit viel Beifall.
Über die Bundesaktivitäten berichtet der Bundesgeschäftsführer dann selbst: „Die AbL hat auch in den vergangenen zwei Jahren jeden Anlass, den es gab, genutzt um sich zu treffen und aktiv für eine neue Agrarpolitik zu streiten.“ So z.B. die Agrarministerkonferenz in Dresden und die Demo 2021 „Wir haben es satt in Berlin“. „Es waren über 300.000 Menschen da“. Die AbL sei die einzige Bauernorganisation, die zur Demo in Berlin mit aufgerufen hat, so Janßen.
Mit dem Krieg Putins gegen die Ukraine wird es weitere großen Herausforderungen für die Landwirtschaft und die Menschen geben. Die Ukraine sei Hauptlieferant von etlichen Ackerfrüchten. „Wir haben uns in den letzten Jahrzehnten in viele Abhängigkeiten begeben“, so Janßen. „Es kann nicht sein, dass es jetzt heißt, produzieren, produzieren, produzieren, ohne Rücksicht auf die Art der Produktion“. Die Gründe für Hunger seien fehlender Zugang zu Land, Saatgut und Wasser.
Weiter geht es mit den Themen der IGN, den Nachbaugebühren, Bodenpolitik, Lieferkettengesetz, Gentechnik und natürlich dem Klimawandel, der sei und bleibe die größte Herausforderung für uns alle.
Xenia Brand, Referentin für Klimaschutz und artgerechte Tierhaltung der Bundes-AbL erläutert mit Hilfe einer Powerpoint Präsentation Zahlen und Fakten zum Thema CO2 Ausstoß in und außerhalb der Landwirtschaft und der aktuellen Lage in der Politik zu diesem Thema.
Mit Hans Pfeffer geht es nach dem Mittagessen auf einen Hofrundgang über die Flächen des Biolandbetriebes Bannmühle. Der Betriebsleiter hat auf den Flächen der historischen Mühle ein vielseitiges Agroforstsystem entwickelt, in das er alle Betriebsbereiche integriert hat. Man spürt sein Herzblut, wenn er voller Leidenschaft über das Zusammenspiel von Landwirtschaft und Bäumen spricht. Wir stehen auf einer Weide die in einem kleinen Tal liegt und von einem kleinen Bach, kleinen Weinbergen und eben dieser Agroforstanlage begrenzt wird.
Auf dem Hang, der hinter dem Bach recht steil nach oben geht können wir seine Baumanlage bewundern. In schrägen Reihen wachsen Frucht- Futter- und Wertgehölze. Die Früchte von Kastanien-, Apfel-, Aprikosen und Walnussbäumen werden geerntet und im Hofladen vermarktet. Die eigene Saftpresse des Betriebes verarbeitet das Obst zu Saft.
„Wir bauen Wertgehölze wie Vogelkirsche, Baumhasel, Zerreiche oder Schwarznuss an, weil ja auch die nachfolgenden Generationen etwas davon haben sollen“, erklärt Pfeiffer, während er komplizierte Zeichnungen und Pläne seiner Agroforstanlage, in Folie ein laminiert herumgibt.
Die besondere Anordnung der Baumreihen auf einem sehr steilen Stück Grünfläche, ist so angelegt, dass das Wasser seltener gewordener, aber dafür heftiger niedergehender Regenfälle nicht in Sturzbächen den Hang hinabfließt und sofort verschwindet, sondern in schrägen Bahnen gelenkt möglichst der gesamten Grünfläche und somit dem Boden, Pflanzen und Tieren erhalten bleibt und zum Teil in Teichen gesammelt werden kann."
In das ausgeklügelte System der Agroforstanlagen hat er die Haltung seiner Rinder und Hühner integriert. Auf der Bannmühle profitiert jeder von jedem. Futtergehölze Linde, Ulme, Esche, Haselnuss, Speierling und viele andere dienen, als Hecke gepflanzt, den etwa vierzig als bedroht geltenden Glanrindern als wertvolles Beifutter und Schattenspender. Die Rinder sorgen dagegen für eine Düngung der gesamten Fläche. (Hier hat Hans Pfeffer Tricks auf Lager, wie er seine Kuhherde an die Stellen bringt, zu denen auch der Mist kommen soll).
Auch die Hühner der ÖTZ (ökologische Tierzucht) sogenannte Zweinutzungshühner leben in Symbiose mit Bäumen und Rindern. „Sie fressen heruntergefallenes Obst und die Schädlinge, die sich in Fallobst vermehren und dann auch gesunde Früchte befallen“, so Pfeifer. „Sie scharren die Kuhfladen auseinander und picken die Maden, die sonst zu lästigen Fliegen für die Kühe werden“. Daneben sorgen auch sie für eine Düngung der Flächen.
Die gesamten Wohnungen auf der Bannmühle (inklusive Gästezimmer und Tagungshäuser) werden mit einer Hackschnitzelheizung und dem eigenen Holz gewärmt.Sämtlichen Strom erzeugt die Mühle aus der Wasserkraft des angrenzenden Flusses Glan.
Diese Hofführung ist so spannend und lehrreich, dass wir auch diesmal die Zeit aus den Augen verlieren und plötzlich im Eiltempo den Hang hinab zurück zur Tagungsstädte eilen, um diese MV für diesen Tag zu beenden.
Vereinsfakten:
Kassenprüfer*innen: Anna Müller und Randy Aller Vorsitz: Landwirt Ralf Wey
Gärtnerin Franzi Jockers und Landwirtin Marlene Herzog teilen sich Vorsitz und Stellvertretung
Der Beirat: Franz Botens, Hans-Joachim Jansson und Thilo Kaster
Der gesamte Vorstand der AbL Rheinlandpfalz/Saarland bedankt sich bei Jutta Kroll für ihre langjährige Vorstandsarbeit und ihr Engagement in der AbL.
Wir sagen vielen Dank und wünschen alles Gute auf dem weiteren Weg, liebe Jutta!
Anlässlich einer VERHANDLUNG ÜBER EIN PATENT AUF BRAUGERSTE UND BIER informieren wir am 9. Mai über die Hintergründe rund um Patente auf Saatgut.
Am 10. MAI 2022, AB 9 UHR, findet am Europäischen Patentamt in München eine Online-Anhörung über die Einsprüche gegen das Patent EP2575433 der Firma Carlsberg statt. Die Firma beansprucht Gerstenpflanzen aus konventioneller Zucht sowie das damit gebraute Bier als ihre Erfindung. Eingesprochen hatten das Bündnis _Keine Patente auf Saatgut!_ sowie die CulturBrauer, ein Zusammenschluss österreichischer Privatbrauereien.
Die Einsprechenden warnen: Krisen wie der Klimawandel oder der Krieg in der Ukraine stellen die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Dazu gehört die Frage, wie wir unsere Ernährung sichern und die Umwelt schützen können. Vor diesem Hintergrund darf der Zugang zur biologischen Vielfalt, die für die weitere Züchtung benötigt wird, nicht noch zusätzlich durch Patente kontrolliert, behindert oder blockiert werden.
In unserem Pressegespräch informieren wir nicht nur über die technischen und rechtlichen Hintergründe, sondern lassen mit LandwirtInnen, ZüchterInnen und Brauereien die Betroffenen der Monopolisierung von Saatgut zu Wort kommen.
Dazu laden wir zu einem ONLINE-TERMIN AM MONTAG, DEN 9. MAI 2022, UM 11 UHR, auf Zoom ein.
Folgende Personen stehen beim Pressegespräch zu Ihrer Verfügung:
Johanna Eckhardt,
Projektkoordination _Keine Patente auf Saatgut!_ (Moderation)
Sandra Ganzenmüller,
Pressesprecherin DIE FREIEN BRAUER
Karl-Josef Müller,
Gerstezüchter, Cultivari
Georg Janßen,
Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
Christoph Then,
Sprecher _Keine Patente auf Saatgut!_ (rechtliche Hintergründe aus der Sicht der Einsprechenden)
Anmeldung zum Online-Pressegespräch (Zoom) unter diesem Link: https://us02web.zoom.us/meeting/register/tZUrfumqqDoiHNdeTv1UkkwtQqH1IDWDG0b_
Mehr Infos zu den Patenten auf Braugerste:
https://www.no-patents-on-seeds.org/de/patentfaelle/bier
Hintergrund-Bericht zu Patenten auf Braugerste:
https://www.no-patents-on-seeds.org/de/patente_gerste
Achtung! Wenn Sie als Teil der Öffentlichkeit an der Verhandlung am 10.5. teilnehmen wollen, müssen Sie bis 4.Mai 2022 eine E-Mail an das EPA schicken. Mehr Info auf der EPA-Website:
https://www.epo.org/applying/online-services/proceedings/public-access_de.html
Sie müssen folgende Anmeldenummer anführen: 11729247.4.
Die Anhörung finden Sie auch im Kalender der mündlichen Verhandlungen des EPA:
https://www.epo.org/applying/online-services/proceedings/calendar_de.html
Gentechnik ist keine Lösung für die drängenden Probleme in der Landwirtschaft!
Berlin/Lüneburg/Luzern, 28.04.2022
Zur Bayer-Hauptversammlung (29.04.2022) veröffentlichen Vertreter:innen der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (AbL), des Gen-Ethisechn Netzwerks (GEN) un der IG Saatgut ihre Kritik am Bayer-Konzern: Pia Voelker vom Gen-ethischen Netzwerk (GeN) sagt:
„Neue Gentechnik-Verfahren wie CRISPR/Cas und damit entwickelte Pflanzen sind Gentechnik und müssen als solche reguliert bleiben. Ein wichtiger Grund dafür sind die bisher nicht ausreichend erforschten Risiken. Wie viel der von Bayer gezahlten Forschungsgelder in die Risikoforschung fließen und wie genau diese Risikoforschung aussieht, bleibt leider intransparent. Wäre Bayer ein verantwortungsbewusster Konzern, dann müsste er sich für eine strenge Regulierung der neuen Gentechnik-Verfahren und eine umfassende Risikoprüfung einsetzen, da die Auswirkungen der Risiken der neuen Gentechnik-Verfahren für die komplexen Ökosysteme noch kaum erforscht sind.“ _
Annemarie Volling von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V. ergänzt:
„Gerne behauptet auch Bayer, dass mit neuen Gentechnik-Verfahren schnell Pflanzen erzeugt werden, die sich an den Klimawandel anpassen könnten. Neue Gentechniken wären angeblich einfach und billig und bäten deshalb auch Chancen für kleine und mittlere Züchtungsunternehmen. Schon jetzt haben die großen Konzerne, darunter Bayer, zum Teil exklusive Kooperationsverträge mit den Erfinder:innen neuer Gentechnik-Verfahren abgeschlossen, so dass eine freie Nutzung der Techniken schon heute – 10 Jahre nach Entdeckung von bspw. CRISPR/Cas – kaum noch möglich ist. Zudem erschweren bzw. verhindern die vielen Patentanmeldungen auf neue Gentechnik-Pflanzen, auch von Bayer, die Nutzung von genetischen Ressourcen für andere Züchter:innen. Der Patentdschungel wird immer dichter. Wir fordern Bayer auf, alle Patente auf Pflanzen und Techniken zurückzuziehen und ihre pflanzengenetischen Ressourcen allen Züchtern zur Verfügung zu stellen. Nur so kann der Zugang zu genetischen Ressourcen gesichert werden. Das ist die Grundlage gerade auch für die Züchtung widerstands- und anpassungsfähiger Sorten.“ _
Eva Gelinsky von der Interessengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit (IG Saatgut) kommentiert:
„Die großen marktbeherrschenden Unternehmen, darunter auch Bayer, machen kaum öffentlich, an welchen neuen gentechnischen Pflanzen/Eigenschaften sie arbeiten. Eine Transparenz über die weitere Marktentwicklung aber wäre wichtig, um ein funktionierendes Monitoring zu gewährleisten. Recherchen zeigen, dass die Pflanzen, die kurz vor der Markteinführung stehen sollen, kaum den versprochenen Beitrag zu einer «nachhaltigeren» oder gar «klimaresilienten» Landwirtschaft leisten werden. Um die drängenden Probleme in der Landwirtschaft zu lösen, sollten auch Unternehmen wie Bayer daher endlich umsteuern und nicht mehr auf gen- und biotechnologische Verfahren und Produkte setzen.“_
Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft RLP-Saar (AbL)
Die AbL begrüßt grundsätzlich den Willen der Landesregierung bäuerliche Betriebe vor erheblichen wirtschaftlichen Schäden zu schützen. Allerdings können Insektizide weder vor Vermarktungsproblemen noch vor Klimaproblemen (z.B. Dürre) schützen. Dies führt uns der aufgegebene Sauerkirschanbau insbesondere im Kreis Mainz-Bingen vor Augen. Dort ist der ehemals florierende Sauerkirschanbau trotz uneingeschränkter Anwendung von Insektiziden fast gänzlich verschwunden. Die Genehmigung der Ausbringung von bienen- und bestäubergefährlichen Insektiziden in Naturschutzgebieten steht dem Gemeinwohl des Schutzes dieser Insekten entgegen und schädigt insbesondere die für uns wichtigen Wildbienen. In der kleinräumigen Agrarstruktur sind die Bestäuberinsekten ohnehin schon einem Höchstmaß an Pestizidrückständen im Blütenpollen ausgesetzt (siehe deutsches Bienenmonitoring).
Es ist nicht zutreffend, dass Obstkulturen generell nicht ohne Insektizide bewirtschaftet werden können. Faktoren wie Standort, Witterungsverlauf, angebaute Kultur und die unternehmerische Entscheidung des bäuerlichen Betriebes für chemiefreie Pflanzenschutmaßnahmen spielen eine wichtige Rolle. Von Jahr zu Jahr können die Bedingungen ganz anders sein. Eine generelle Ausnahmegenehmigung, die auch noch gleich für mehrere Jahre erteilt wird steht dem von der Landesregierung erklärten Ziel einer Ökologisierung im Weg und verzerrt den Wettbewerb. Betriebe, die ein hohes unternehmerisches Risiko eingehen und in chemiefreien Pflanzenschutz investieren werden benachteiligt.
Wir empfehlen der Landesregierung in Naturschutzgebieten:
1. keine generellen Ausnahmegenehmigungen zu erteilen
2. Wenn Insektizide als Ausnahme erlaubt werden, dann nur die im Ökolandbau zugelassenen
3. bei Nachweis von erheblichen wirtschaftlichen Schäden eines Betriebes sollte eine Kompensation aus den vorhandenen Förderprogrammen erfolgen
06. März 2022
Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft Rheinland-Pfalz/Saarland
Die Mitgliederversammlung
Ansprechpartner:
Ralf Wey, Vorsitzender AbL Rheinland-Pfalz/Saarland
0157-85545193
Quellen:
PM MWVLW vom 09.02.22
Erlass vom 31.01.22
Informationen des MWVLW an BWV und LWK vom 03.02.22
Deutsches Bienenmonitoring Ingelheim